Was ist Wohnqualität?

Definitionen von Wohnwert und Wohnqualität

Wohnwert und Wohnqualität sind zwei Begriffe, deren eindeutige Abgrenzung voneinander schwierig ist. Viele Qualitäten können mangels objektiver Maßstäbe nicht allgemeingültig definiert werden. Jedoch ist nach Übereinstimmung und Übertragbarkeit zu fragen, auch wenn Aspekte zur Diskussion stehen, die anfangs individuell und von subjektiver Warte aus betrachtet werden. Dazu ist es wichtig, die jeweiligen Qualitäten in ihren konkreten Bestandteilen, Eigenschaften und Ausprägungen zu benennen und zu beschreiben. Nur so können sie nachvollziehbar diskutiert werden und das Problem der Urteilssubjektivität gleicht sich dadurch oftmals aus.

Die wissenschaftliche Wertanalyse beschreibt Wohnwert als Funktion von Nutzen (positiv gewichtete Qualitäten) und Aufwand (Kosten und andere belastende Faktoren). In die Diskussion des Wohnwerts sollen materielle Gegebenheiten und fachliche Urteile wie auch die "subjektiven" Qualitätskriterien einfließen, um ein umfassendes Bild zu entwickeln. Dies ist nicht zuletzt deshalb wichtig, da der Wert eines langlebigen Gebrauchsgutes, wie es eine Wohnung darstellt, auch von der Akzeptanz der Nutzer abhängt, die sich im Allgemeinen in einer beständigen Nachfrage und einem hohen Preisniveau ausdrückt.

 

„Wohnwert" nach S. Rughöft

Nach Sigrid Rughöft stehen Wohnbedingungen in Wechselbeziehung mit den Wohnansprüchen der Bewohner. Als Wohnbedingungen sind dabei die Merkmale einer Wohnung, eines Wohngebäudes und der Wohnumgebung zu sehen. Wohnansprüche resultieren aus der Kumulation von Wohnbedürfnissen und dem konkreten Wohnbedarf und formulieren die Forderungen eines Bewohners an Wohnung, Haus und Umgebung. Der Wohnwert entspricht dem Grad der Übereinstimmung von Wohnbedingungen und Wohnansprüchen. Er kann Auswirkungen auf das Verhalten der Bewohner haben. [RUGHÖFT 1992]

 

„Wohnwert" nach Weeber / Bosch

Weeber und Bosch verwenden die Begriffe „Wohnwert" und „Wohnqualität" nahezu synonym. "Wohnwert" beschreiben sie ergänzend als Begriff, der bereits die Möglichkeit der Vergleichbarkeit, eine Art wirtschaftliche Komponente im Sinne eines Gegenwertes innehat. Wohnwert definieren
die Autoren als Nutzen materieller und ideeller Art. Es werden vier Kategorien angeführt:


A Gebrauchswert und Gebrauchsnutzen:
praktische Tauglichkeit
gesundes Wohnen
angemessene Haltbarkeit


B Emotionaler Wert (Selbstwahrnehmung der Wohnsituation)
„sich wohl fühlen"
„sein Zuhause lieben"


C Geltungsnutzen (Fremdwahrnehmung der Wohnsituation)
Wohnung als gelungene Selbstdarstellung ansehen


D Schutzfunktionen und sozialräumliche Qualität
Schutz vor Beeinträchtigungen von außen
(physische Beeinträchtigungen und Störungen der Privatheit)
Räumliche Angebote zur Kommunikation (Ausgewogenheit bzw. die jederzeitige Wählbarkeit zwischen geschützter Privatsphäre und ungezwungenem Außenkontakt)

Im weiteren Sinne zählen Weeber und Bosch Organisatorisches (Betrieb, Verwaltung, Instandhaltung), Wohnumfeld (Quartier, Nachbarschaft, Erschließung) und die Lage (Ortschaft, Landschaft, Infrastruktur) zum Wohnwert. Sie vertreten die These, emotionaler Wert, Geltungsnutzen und sozialräumliche Qualität gewännen an Wichtigkeit für die Wertbeständigkeit einer Wohnung. [Weeber 2004]

 

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